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Vitamin D: Welches Licht brauchen wir im Winter?

Mithilfe der UV-B-Strahlung wird in der Haut Vitamin D gebildet. Im Interview erklärt Professor Dr. Uwe Hillen, wie viel und welches Licht wir brauchen und wie wir gut durch den Winter kommen.

"Um ausreichend Vitamin D zu bilden, bedarf es keiner starken UV-Exposition"

Herr Professor Hillen, mithilfe der Sonne bildet unser Körper Vitamin D. Wie hoch muss sie stehen beziehungsweise wie viel UV-B-Strahlung benötigt die Haut für eine ausreichende Produktion?

Prof. Dr. Uwe Hillen: "Wie viel UV-B-Strahlung wir ausgesetzt sind, hängt von den örtlichen Gegebenheiten ab. Vereinfacht gesagt: Je höher die Sonne am Himmel steht, desto höher ist die UV-B-Strahlung. Um ausreichend Vitamin D zu bilden, bedarf es keiner starken UV-Exposition. Es genügt, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen – also die Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde. So die Empfehlung des Bundesamtes für Strahlenschutz und des UV-Schutz- Bündnisses."
 

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Es genügt, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis auszusetzen. In der Winterzeit reicht die Sonnenbestrahlung nicht aus, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Es kann jedoch im Körper gespeichert werden.

Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Venerologie im Vivantes Klinikum NeuköllnProf. Dr. Uwe Hillen

Wie gefährlich ist UV-B-Strahlung?

Hillen: "Die UV-B-Strahlung ist nachgewiesenermaßen krebserregend. Sie erzeugt Veränderungen an der Erbsubstanz, der DNS. Zwar hat unsere Haut Möglichkeiten, diese Schädigungen zu reparieren und sich durch Pigmentbildung zu schützen. Dies reicht aber nicht aus, insbesondere, wenn man über lange Zeit regelmäßig den Sonnenstrahlen ausgesetzt ist. Das heißt unter dem Aspekt Hautkrebs: so wenig UV-Strahlung wie möglich und Sonnenbrände vermeiden."

Zusätzliches Vitamin D für ältere Menschen

Wie kann sich der Körper in unseren Breitengraden im Winter mit Vitamin D versorgen?

Hillen: "In der Winterzeit reicht die Sonnenbestrahlungnicht aus, um ausreichendVitamin D zu bilden. Es kann jedoch imKörper gespeichert werden. Nicht jede*rbenötigt daher eine Ergänzung durchMedikamente. Für bestimmte Gruppenist gegebenenfalls eine zusätzliche Vitamin-D-Gabe erforderlich, etwa fürältere Menschen."

Warum ist es besser, sich nicht auf eigene Faust mit Vitamin D oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln zu versorgen?

Hillen: "Vitamin-D-Mangel sollte durch die Ärztin oder den Arzt untersucht und bestätigt oder ausgeschlossen werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht keine Notwendigkeit in einer Einnahme von hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln. Diese können, regelmäßig eingenommen, zu erhöhten Kalziumwerten führen.“

Tageslichtlampen? Lieber nicht selbst probieren

Können Tageslichtlampen bei Vitamin-D-Mangel helfen?

Hillen: "Als Dermatolog*innen sind wir gegenüber der Eigentherapie mit Lichtquellen – insbesondere solcher, die UV-Strahlung abgeben – skeptisch.“

Gute Stimmung und gesunde Haut: Haben Sie einen Tipp für uns?

Hillen: "Regelmäßig an die frische Luft, in die Natur gehen, sich bewegen. Die dunkle ist auch die kalte Jahreszeit, in der die Haut leichter trocken wird und sie gern eine rückfettende Pflege aufnimmt.“

 

Dieses Interview ist auch im Vivantes Magazin 3/2022 erschienen. 

Fotos: Unsplash.com; Porträt Vivantes