Keine Panik bei Pickeln und Bläschen – Was Eltern über die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wissen sollten

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, die gerade im Kleinkindalter häufig auftritt, ist nicht gefährlich, aber unangenehm, sagt Dr. med. Tobias Schmidt, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin am Vivantes Klinikum Neukölln. Im Blog erklärt er, wie sie behandelt wird.
Herr Dr. Schmidt, was genau ist die Hand-Fuß-Mund-Krankheit – und wodurch wird sie verursacht?
Es handelt sich um eine Virusinfektion, die meist im Kleinkindalter auftritt. Sie wird durch sogenannte Enteroviren ausgelöst, insbesondere durch das Coxsackievirus. Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit kann das ganze Jahr über vorkommen, hat aber ihren Höhepunkt im späten Sommer und Herbst. Dann sind Kinder oft enger beieinander – in der Kita, auf dem Spielplatz – und die Umweltbedingungen sind für Viren besonders günstig. Die Viren überstehen auch trockene Bedingungen, haften gut auf Oberflächen und sind schwer durch Desinfektionsmittel zu beseitigen.
Wie wird die Krankheit übertragen?
In den ersten Tagen über Tröpfchen, durch Husten, Niesen oder Sprechen. Die Hauptübertragung erfolgt aber über Schmierinfektion. Also über Sekrete, Stuhl, kontaminierte Oberflächen, gemeinsam genutzte Gegenstände oder auch über Handkontakt. Gerade bei kleineren Kindern ist auch eine fäkal-orale Übertragung möglich; wenn sie sich nach dem Toilettengang nicht richtig die Hände waschen oder in die Windel fassen.
Kann die Erkrankung auch mehrfach auftreten?
Die meisten Kinder erkranken im Kleinkindalter, aber theoretisch kann man die Krankheit mehrfach bekommen, weil es verschiedene Virustypen gibt. Nach einer Infektion besteht eine gewisse Immunität, das heißt, beim nächsten Kontakt mit demselben Virustyp ist der Verlauf meist milder. Die Abwehr schützt aber nicht vollständig.
Was sind die typischen Symptome der Hand-Fuß-Mund-Krankheit?
Die Krankheit beginnt oft mit Fieber, Halsschmerzen und Unwohlsein. In dieser Phase essen und trinken die Kinder meist weniger, weil es ihnen wehtut. Nach ein bis zwei Tagen entwickeln sich schmerzhafte Bläschen im Mund: an Zunge, Zahnfleisch und Rachen. An Händen, Füßen und manchmal auch am Gesäß entstehen kleine rote Flecken oder Pickel, die sich zu Bläschen entwickeln und dann eintrocknen.
Ab wann ist ein Kind ansteckend?
Besonders in der ersten Woche sind Kinder sehr ansteckend. In der Regel nimmt das nach etwa fünf bis sieben Tagen nach Beginn der Symptome stark ab, also wenn keine Bläschen mehr zu sehen sind. Selbst wenn die Symptome verschwinden, kann das Virus noch über den Stuhl ausgeschieden werden.

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist eine typische Kinderkrankheit – nicht gefährlich, aber unangenehm.
Wie schwer verläuft die Krankheit typischerweise?
Die meisten Fälle verlaufen mild, es gibt aber ein breites Spektrum. Manchmal bilden die Bläschen blutige Krusten – das sieht dramatisch aus, ist aber gut behandelbar. Im Krankenhaus sehen wir Kinder manchmal nur deshalb, weil sie Flüssigkeit brauchen.
Wie wird die Mund-Fuß-Hand-Krankheit behandelt?
Meist reicht eine symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen. Bei hohem Fieber – über 39,5 Grad – sollte man fiebersenkend behandeln. Auch eine Mundspülung wie Bepanthen, oder ein Zahnungsgel kann gegen die Schmerzen helfen. Das größte Risiko bleibt die Austrocknung durch Trinkverweigerung.
Wie wird die Krankheit diagnostiziert?
In der Regel handelt es sich um eine sogenannte Blickdiagnose. Wenn man einmal weiß, wie die typische Kombination aus Fieber, Mundbläschen und Ausschlag aussieht, ist die Erkrankung gut zu erkennen. Viele Eltern sind anfangs verunsichert, weil die Krankheit mit Fieber beginnt – dann wird vielleicht vorschnell ein Antibiotikum gegeben, weil die Krankheit mit Fieber und einer Rachenentzündung (Pharyngitis) beginnt und so eine Mandelentzündung durch Bakterien imitiert. Es handelt sich aber um eine Virusinfektion.
Sind die Verläufe je nach Alter des Kindes unterschiedlich?
Das Alter spielt eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist, ob das Kind schon einmal Kontakt mit dem Virus hatte. Je älter ein Kind ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es bereits infiziert war – denn etwa achtzig Prozent der Fälle verlaufen asymptomatisch, also ganz ohne erkennbare Krankheit. Es gibt auch atypische Verläufe, bei denen sich Hautausschläge außerhalb der klassischen Stellen ausbreiten. Beispielsweise in der Windelregion, an Ellenbogen oder Knien. Diese Ausschläge können jucken und sehen aus wie bei Windpocken. Auch dann helfen schmerzlindernde oder juckreizstillende Mittel.
Was wird Ihrer Meinung nach in der öffentlichen Aufklärung übersehen?
Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist keine schwere Seuche, laut Robert Koch Institut auch nicht meldepflichtig. Es wird auch von offizieller Seite nicht generell empfohlen, Kinder deshalb zu Hause zu behalten. Vorausgesetzt, sie haben kein Fieber mehr und fühlen sich wieder wohl. Normale Handhygiene und das Reinigen von Spielzeug mit Wasser und Seife reichen aus. Nur in Gemeinschaftseinrichtungen sollten Oberflächen und Gegenstände möglichst mit geeignetem Desinfektionsmittel gesäubert werden. Es ist eine typische Kinderkrankheit – nicht gefährlich, aber unangenehm.
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