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Silvester in der Rettungsstelle des Vivantes Klinikum in Berlin-Friedrichshain

Wie sich das Team der Rettungsstelle des Vivantes Klinikum im Friedrichshain auf den Jahreswechsel vorbereitet, erklärt Chefarzt Dr. Philipp Kellner im Interview.
Silvester Rettungsstelle Vivantes Klinikum Berlin-Friedrichshain: Das Bild zeigt einen in der Luft explodierenden roten Böller vor einem schwarzen Hintergrund.

Herr Dr. Kellner, mit der Rettungsstelle am Vivantes Klinikum im Friedrichshain leiten Sie als Chefarzt eine der größten Berlins. Wie bereitet sich das Team konkret auf Silvester vor?  

Das beginnt bereits mit der Dienstplanung: Sowohl im Funktions- als auch im Ärztlichen Dienst der Rettungsstelle werden die Schichten verstärkt. Denn wir erwarten an Silvester allein im Klinikum im Friedrichshain bis zu 300 Patienten. Das ist in etwa ein Drittel mehr als sonst. Entsprechend muss auch mehr Material vorgehalten werden. Wir brauchen zum Beispiel mehr Infusionen und Spuckbeutel, um Betrunkene zu versorgen, aber auch zusätzliche Einweg-Nahtsets für die Wundversorgungen.

Was sind typische Silvesterverletzungen, die das Team der Rettungsstelle behandelt?

Neben den üblichen Erkrankungen und Verletzungen die wir an jedem Tag behandeln, haben wir sehr viel mit den direkten oder indirekten Folgen von Alkohol oder auch Drogen zu tun. Für jede Fachrichtung ist etwas dabei: Von drogenbedingten Bewusstseinsstörungen mit lebensbedrohlichen Unterkühlungen bis hin zu alkoholbedingten Unfällen jeder Art.

Was ist mit Verletzungen durch Böller, Feuerwerk und Co.?

Die gibt es natürlich auch. Das sind dann in der Regel mittelgradige Verbrennungen insbesondere an den Händen und im Gesicht sowie Knalltraumata. Leider kommt es auch immer wieder zu schweren Verletzungen mit Amputation von Gliedmaßen oder Verletzungen der Augen. Nicht alle Verletzungen können wir wieder so herstellen, dass keine lebenslangen Schäden oder körperlichen Einschränkungen zurückbleiben. Das sind oft irreparable Gesundheitsschäden. Das bedeutet, Betroffene haben diese gesundheitlichen Schäden in der Regel ein Leben lang. Vor allem die illegalen Böller sind extrem gefährlich.

 

Das ist leider auch traurige Realität, dass in den Tagen nach Silvester sich jedes Jahr insbesondere viele Kinder und Jugendliche schwer verletzen, wenn sie mit den noch auf den Straßen liegenden Böllern hantieren.

Chefarzt Rettungsstelle am Vivantes Klinikum im FriedrichshainDr. Philipp Kellner

Wann in der Silvesternacht rechnen Sie erfahrungsgemäß mit den meisten Patienten?

Zwischen 23:45 bis 00:15 Uhr herrscht eine relative Ruhe. So richtig voll wird es ab 2 Uhr morgens, wenn der Alkohol seine volle Wirkung entfaltet. Viele Verletzte kommen auch erst am nächsten Vormittag, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen haben.

Welche Silvester-Situation in der Notaufnahme ist Ihnen in Erinnerung geblieben?

Ein kleiner Junge, der am Neujahrsmorgen nicht explodierte Böller vor der Haustür aufsammelte und damit nach dem Vorbild der älteren herumzündelte. Aufgrund des kurzen Zündschnurrestes explodierte der Böller in seiner Hand und verletzte ihn sehr schwer. Das ist leider auch traurige Realität, dass in den Tagen nach Silvester sich jedes Jahr insbesondere viele Kinder und Jugendliche schwer verletzen, wenn sie mit den noch auf den Straßen liegenden Böllern hantieren.

Sollte nach Ihrer Meinung Feuerwerk lieber verboten werden?

Ich bin ein großer Fan von Feuerwerk. Aber als Zuschauer in gebührendem Sicherheitsabstand. Feuerwerk an einem oder mehreren zentralen Orten in der Stadt wie es in vielen Ländern üblich ist, fände ich eine gute und gesunde Lösung.

Böllerfoto: Till Frers / pixabay.com – 4584262, Teamfoto: Caroline Ubl_Vivantes