Nicht so hitzig! Wie der Körper mit dem Hochsommer klarkommt
Bei Hitze muss das Herz mehr arbeiten
Prof. Dr. Dietlind Zohlnhöfer-Momm, Chefärztin für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin und Geriatrie bei Vivantes:
"Bei Hitze muss das Herz mehr arbeiten als sonst, was für gesunde Menschen normalerweise kein Problem ist: Es wird vermehrt Schweiß produziert und die Haut wird stärker durchblutet. Dieses körpereigene Kühlsystem kann bei herzkranken Menschen große Wärme jedoch nicht so gut ausgleichen. Es droht bei extremen Temperaturen von mehr als 30 Grad schneller ein Hitzestau oder ein Hitzschlag. Bei einem Hitzschlag kollabiert der Kreislauf, und das kann lebensbedrohlich sein.
Herzkranke sollten eher in den kühleren Morgen- oder Abendstunden nach draußen gehen und möglichst luftige Kleidung anziehen. Es ist auch wichtig, ausreichend zu trinken, und zwar bei Hitze etwa ein bis zwei Liter mehr als sonst. Wem an heißen Tagen beim Aufstehen öfter „schwarz vor Augen“ wird, hat möglicherweise einen zu niedrigen Blutdruck. Blutdrucksenker können dies verstärken und daher kann es nach Rücksprache mit dem Hausarzt gut sein, vorübergehend weniger dieser Medikamente einzunehmen."
Was tun gegen Hitze?
Bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius ist es wichtig viel zu trinken, es nützt jedoch nichts, die Zellen mit Wasser fast zu sprengen, wenn dabei der Salzhaushalt des Körpers zu niedrig ist. Daher empfiehlt es sich beim Kauf von Mineralwasser das Etikett genau zu lesen und auf einen hohen Natriumgehalt zu achten. Auch ein alkoholfreies Weizenbier liefert dem Körper Eiweiß, Mineralien und Spurenelemente.
Um einen Hitzschlag zu vermeiden, sollte zudem luftige Kleidung getragen werden, weil der Körper die Hitze durch enge Kleidung schlechter ableitet. Auch ein Ventilator unterstützt die Wärmeableitung.
Um einem Sonnenstich vorzubeugen, bewährt sich der Sonnenhut oder eine andere Kopfbedeckung.
Säuglinge schwitzen nicht
Prof. Dr. Hermann Josef Girschick, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Vivantes Klinikum im Friedrichshain:
"Babys schwitzen viel weniger als ältere Kinder oder Erwachsene, diese „Kühlungsfunktion“ fehlt Säuglingen sogar ganz. Man kann sich merken: Je kleiner das Kind, desto länger braucht sein Körper, um sich an extreme Temperaturen anzupassen. Besonders gefährdet sind Kinder in Autos in praller Sommersonne, denn dort können Temperaturen auch mal auf mehr als 60 Grad Celsius steigen. Babys gehören überhaupt nicht in die direkte Sonne. Wenn ein Kind schwitzt oder sich der Nacken des Babys zu warm anfühlt, sollten Eltern es an einen kühleren Ort bringen. Das Messen der Körpertemperatur kann hilfreich sein.
Bei hohen Außentemperaturen von 30 Grad Celsius oder mehr sollten Eltern dem Kind viel zu trinken geben, am besten Wasser und Saftschorlen, sonst kann es schneller als ein Erwachsener austrocknen. Babys sollten dann öfter gestillt werden oder ein Fläschchen bekommen. Ein Problem ist natürlich, dass kleine Kinder und Babys es uns nicht sagen können, wenn sie Kreislaufprobleme oder Kopfschmerzen haben. Ein Warnzeichen für zu wenig Flüssigkeit im Kinderkörper ist zum Beispiel wenig und gelblicher Urin beziehungsweise trockene Windeln.
Der Hitzschlag/ die Insolation ist aber nicht nur ein Problem des Säuglings. Kinder jeden Alters sollten in der jetzt sehr warmen Jahreszeit auf genug Schatten und viel Trinken achten. Wenn möglich sollten ausgiebige sportliche Aktivitäten in der prallen Sonne vermieden werden. Kopfschmerzen und Übelkeit können erste Symptome einer Überhitzung sein."
Was bei Temperaturschwankungen mit dem Herzen passiert, lesen Sie in unserem Gesundheitstipp: Herz und Wetter.