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Richtige Hautpflege im Winter

Für unsere Haut stellt der Winter eine echte Belastungsprobe dar, sagt Dr. Susanne Buder. Im Interview erklärt die Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Venerologie am Vivantes Klinikum Neukölln wie die Haut auch in der kalten Jahreszeit mit den richtigen Pflege- und Schutzmaßnahmen gut geschützt und gesund gehalten werden kann.

Frau Dr. Buder, was ist bei der Hautpflege im Winter zu beachten?

Die Hautpflege im Winter erfordert spezielle Maßnahmen, um die Haut vor Trockenheit, Kälte und anderen Belastungen zu schützen. Tragen Sie im Freien Handschuhe, Schal und Mütze, um empfindliche Hautpartien zu schützen. Vor der Kälteexposition von Gesicht und Händen sollten an den Hauttyp angepasst fett- und ölhaltige Cremes oder Salben, sogenannte Wind- und Wetterschutzcremes, verwendet werden. Diese bilden eine schützende Schicht und bewahren die Haut vor dem Austrocknen. Außerdem empfiehlt sich eine regelmäßige Basispflege der gesamten Haut.

Auf welche Inhaltsstoffe kommt es bei diesen Pflegeprodukten an?

Die tägliche Anwendung von Feuchtigkeitscremes mit Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Urea (Harnstoff) helfen der trockenen Körperhaut Wasser zu binden. Tragen Sie Pflegeprodukte regelmäßig und direkt nach dem Duschen oder Waschen auf, wenn die Haut noch leicht feucht ist.

Auch die Verwendung von rückfettenden Duschprodukten für den gesamten Körper ist im Winter sinnvoll.

Bei besonders trockener oder empfindlicher Haut können medizinische Pflegeprodukte aus der Apotheke helfen, die die Haut beruhigen und stärken. Suchen Sie bei Hauterkrankungen wie atopische Dermatitis (Neurodermitis), Psoriasis oder Rosazea einen Dermatologen auf, der Sie berät.

Welche Hautstellen sind besonders pflegebedürftig im Winter?

Im Winter sind einige Hautstellen besonders anfällig und benötigen zusätzliche Pflege, da sie entweder stärker exponiert sind oder spezifischen Belastungen ausgesetzt werden.

Besonderen Schutz benötigen Lippenhaut, Gesicht und Hände.

Die Lippen trocknen im Winter besonders schnell aus. Vermeiden Sie es, die Lippen zu lecken, da dies die Trockenheit verstärkt. Nutzen Sie einen Lippenbalsam mit natürlichen Fetten wie Bienenwachs oder Shea-Butter. Menthol oder Eukalyptus sind ungeeignet und wirken austrocknend.

Das Gesicht ist in besondere Weise exponiert. Die Haut im Gesicht ist zart und enthält weniger Talgdrüsen, besonders an den Wangen. Nutzen Sie eine an den Hauttyp angepasste Tagescreme ohne Alkohol und Duftstoffe. Spezielle Wind- und Wettercremes eignen sich besonders für Kinder oder Menschen mit empfindlicher Haut. Auch im Winter kann UV-Strahlung, besonders bei Schnee, der UV-Licht reflektiert, die Haut schädigen. Verwenden Sie eine Creme mit Lichtschutzfaktor, insbesondere bei Aufenthalten im Freien oder im Skiurlaub.

Die Pflege der Hände ist besonders wichtig, da sie täglich vielfältigen Belastungen ausgesetzt sind und eine zentrale Rolle im Alltag spielen. Trockenen Sie die Hände nach jedem Waschen gründlich ab. Dies gilt besonders im Winter. In den Hautfalten entstehen Eiskristalle, die die Haut verletzen und Risse und Ekzeme entstehen lassen. Verwenden Sie zudem nach jedem Händewaschen eine Handschutzcreme. Gewöhnliche Körpercremes sind oft zu leicht, so dass die Produkte zu wenig Linderung verschaffen. Auch Handschuhe schützen die Hände vor Kälte und Feuchtigkeit. Zur Nacht können zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Cremen Sie die Hände sehr dick mit einer parfumfreien Fett- oder Hautschutzcreme ein. Ziehen Sie dann Plastik- oder Baumwollhandschuhe über und lassen Sie die Creme mehrere Stunden einwirken. Das kann man mehrfach wöchentlich durchführen und wirkt Wunder.

Benötigen auch Füße im Winter eine besondere Pflege?

Bei manchen Personen entwickeln sich Fußekzeme, sogenannte Winterfüße, da durch wärmende Socken, geschlossene Schuhe und vermehrtes Schwitzen die Haut austrocknet. Kalte Füße leiden unter verminderter Durchblutung, was die Regeneration der Haut verlangsamt. Die Füße müssen dann, wie auch Hände, besonders gepflegt werden.

Oft sind Ellenbogen, Knie und Unterschenkel ebenfalls besonders pflegebedürftig. Die Haut ist an diesen Stellen dicker, neigt aber zu Trockenheit und Schuppenbildung. Die regelmäßige, mehrfach tägliche Anwendung einer Feuchtigkeitscreme, idealerweise mit Urea, kann hier helfen.

Gibt es bei den Bedürfnissen Unterschiede zwischen Erwachsenen- und Kinderhaut?

Ja, es gibt Unterschiede in den Bedürfnissen von Frauen-, Männer- und Kinderhaut, die durch hormonelle, physiologische und altersbedingte Faktoren zu erklären sind.

Kinderhaut ist dünner und empfindlicher als die Haut von Erwachsenen. Der Säureschutzmantel ist noch nicht vollständig ausgebildet, wodurch die Haut weniger gut gegen Kälte, Trockenheit und Schadstoffe geschützt ist. Sie verliert Feuchtigkeit schneller und reagiert empfindlicher auf Kälte und trockene Luft. Wind- und Wettercremes mit hohem Fettanteil sind wichtig, besonders für das Gesicht. Nach dem Baden empfehlen wir milde, parfumfreie Lotionen oder Cremes aufzutragen. Hände und Gesicht sollten man durch warme Kleidung schützen, da Kinderhaut besonders anfällig für Erfrierungen ist.

Jugendliche mit zu Akne neigender Haut benötigen eine sehr gute Balance zwischen rückfettender und nicht-komedogener Gesichtspflege im Winter. Hier berät der Facharzt für Dermatologie und stellt ein besonderes Pflegekonzept zusammen.

Wie unterscheidet sich Frauen- von Männerhaut?

Haut von Frauen ist tendenziell dünner und empfindlicher als z.B. Männerhaut. Hormonelle Schwankungen (z. B. Menstruationszyklus, Schwangerschaft, Menopause) können die Haut beeinflussen. Manche Frauen neigen stärker zu Hauttrockenheit, besonders im Winter, da ihre Haut weniger Talg produziert. Der Pflegebedarf ist höher als zu anderen Jahreszeiten. Eine milde Feuchtigkeitspflege mit Produkten, die Hyaluronsäure oder Glycerin enthalten, helfen die Haut hydratisiert zu halten. Wetterschutzcremes schützen vor Kälte und Wind bei Outdooraktivitäten, wie Wandern oder Skifahren. Bitte immer an den UV-Schutz denken und einen Lichtschutzfaktor nutzen! Weitere Anti-Aging-Bestandteile, wie Vitamin C und E oder Retinol können frühzeitige Faltenbildung mindern, die durch trockene Winterluft begünstigt wird.

Haut von Männern ist etwas dicker und enthält mehr Kollagen, wodurch sie straffer und widerstandsfähiger ist. Sie produziert mehr Talg, wodurch sie im Winter weniger zu Trockenheit neigt, aber anfälliger für Unreinheiten sein kann. Die tägliche Rasur reizt die Haut und macht sie anfällig für Trockenheit und Irritationen. Eine feuchtigkeitsspendende Tagespflege aus leichteren Cremes oder Gelen, die schnell einziehen, ist oft ausreichend. Wetterbedingte Pflege wie Wind- und Kälteschutzcremes und UV-Schutz, insbesondere bei Outdoor-Aktivitäten, sollten jedoch nicht vergessen werden.

Welche Rolle spielt UV-Schutz im Winter?

UV-Schutz spielt auch im Winter eine wichtige Rolle, da ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung) das ganze Jahr über präsent ist und die Haut schädigen kann, selbst wenn die Temperaturen niedrig sind und eine Wolkendecke die direkte Sonneneinstrahlung verhindert. Schnee verstärkt über Reflektion die UV-Strahlung und in den Bergen, z. B. beim Skifahren oder Wandern, ist die UV-Belastung zusätzlich höher, da die Atmosphäre in größeren Höhen weniger UV-Strahlen filtert.

Was genau bewirkt UV-Schutz?

Ein guter Lichtschutz bietet Schutz vor vorzeitiger Hautalterung und Hautkrebs. Langfristige UV-Belastung, auch im Winter, kann zu DNA-Schäden, Pigmentflecken, Elastizitätsverlust und Hautkrebs führen. UV-Schutz ist eine der effektivsten Maßnahmen zur Prävention von Hautkrebs und zum Erhalt einer gesunden Haut. Gehen Sie zudem regelmäßig zur Hautkrebsvorsorge bei Ihrem Hautarzt.

Worauf ist bei UV-Schutz-Präparaten zu achten?

Viele Tagescremes und Make-up-Produkte enthalten inzwischen einen integrierten UV-Schutz, der für den Alltag ausreichend ist. Wählen Sie bei Outdooraktivitäten zusätzlich eine Sonnencreme mit einem Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30, in den Bergen oder auf Schnee LSF 50. Achten Sie auf einen breiten Schutz gegen UV-A- und UV-B-Strahlen und tragen Sie die Sonnencreme 20–30 Minuten vor dem Aufenthalt im Freien auf und erneuern Sie sie alle 2 Stunden, besonders nach Schwitzen oder Abwischen. Denken Sie besonders an die Lichtterrassen wie Nasenrücken, Ohren und Stirn.

Verwenden Sie einen Lippenbalsam mit LSF, da die Lippen empfindlich sind und ebenfalls durch UV-Strahlung geschädigt werden können. Eine Sonnenbrille mit UV-Filter schützt die Augen vor Schnee-Blendung und UV-Strahlung.