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Weltnichtrauchertag: Nikotinfrei durchs Leben

Mit dem Rauchen aufzuhören, fällt vielen Menschen schwer. Tommy Koch, Sicherheitsingenieur des Instituts für betrieblichen Gesundheitsschutz im Vivantes Klinikum Neukölln, ist von der Nikotinsucht losgekommen und berichtet von seinem langen Weg zum Nichtraucher.

Der lange Weg zum Nichtraucher

Der Konsum von Zigaretten verursacht zahlreiche schwere Erkrankungen, jedes Jahr sterben mehr als 120.000 Menschen in Deutschland daran. Doch mit dem Rauchen aufzuhören, fällt vielen Menschen schwer.

Tommy Koch, Sicherheitsingenieur des Instituts für betrieblichen Gesundheitsschutz im Vivantes Klinikum Neukölln, ist von der Nikotinsucht losgekommen und berichtet von seinem langen Weg zum Nichtraucher.

Herr Koch, warum wollten Sie Nichtraucher werden? 
Tommy Koch:
„Bei mir war es lange so, dass Rauchen für mich ok war – bis zu einem gewissen Maß. Ich habe mit 19, 20 Jahren angefangen mit dem Rauchen, erst nur auf Partys. Bis ich anfing, eigene Zigaretten zu kaufen. Lange war ich kein starker Raucher, aber auch durch das Umfeld habe ich irgendwann immer mehr geraucht: Eines Morgens saß ich beim Schichtwechsel mit Kaffee und Zigarette mit den Kolleg*innen vom Rettungsdienst – das war vor meiner Zeit bei Vivantes. Da habe ich zu mir selbst gesagt: Das bist du nicht. Ich wollte kein Raucher sein, der morgens schon hustet und nicht ohne Morgen-Zigarette den Tag starten kann.“ 

"Der Wendepunkt war ein Gespräch mit meiner Partnerin"

Wie haben Sie es dann geschafft aufzuhören? 
Koch:
„Ich habe mir selbst auferlegt, das Rauchen zu reduzieren. Ich habe mir vorgenommen, erst mittags die erste Zigarette zu rauchen. Das klappte eine Zeitlang ganz gut, und die erste Zigarette des Tages habe ich zeitlich immer weiter hinausgezögert – irgendwann habe ich dann erst abends geraucht. Aber ganz los war ich vom Nikotin noch nicht. Der Wendepunkt war ein Gespräch mit meiner Partnerin. Sie hatte mich zwar als Raucher kennengelernt, aber als es bei uns um die Familienplanung ging, fragte sie, ob ich auf das Rauchen ganz verzichten könne – einem Kind zuliebe. Ja, natürlich war ich sofort bereit!“

Was hat Ihnen am meisten beim Rauchstopp geholfen? 
Koch:
„Geschafft habe ich, weil ich es selbst wollte. Außerdem denke ich, dass ein Stopp ohne die schrittweise Reduzierung des Rauchkonsums, bei mir nicht geklappt hätte. Auf die eine Zigarette am Abend dann auch noch zu verzichten, fiel mir relativ leicht. Wie erwähnt, arbeitete ich im Rettungsdienst – und ich habe mal miterlebt hat, wie Menschen einen COPD-Anfall mit Atemnot hatten (chronic obstructive pulmonary disease, übersetzt: chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Ich weiß, dass diese Patient*innen sehr häufig Raucher*innen sind oder waren – und dann beschäftigte mich der Gedanke, dass ich auch mal COPD mit Atemnot bekommen könnte. Ich war auch schon immer Sportler, mein Leben lang, und halte mich selbst für gesundheitsbewusst. Es geht also darum, wie ich mich selbst sehe und Rauchen passte irgendwann nicht mehr dazu.“

"Ich habe es geschafft, weil ich es selbst wollte"

Viele Menschen schaffen es nicht, dauerhaft rauchfrei zu sein. Gab es bei Ihnen auch Rückfälle oder schwache Momente? 
Koch:
„Vor etwa zweieinhalb Jahren an Silvester 2019/2020 habe ich die letzte Zigarette geraucht. Im ersten halben Jahr habe ich dann doch noch zwei oder drei Mal eine Zigarette geraucht, das war situationsbedingt, mal wieder eine Feier. Heute rauche ich gar nicht mehr und bekomme auch kein Verlangen, wenn um mich herum geraucht wird.“
 

Mit medizinischer und psychologischer Hilfe aus der Sucht aussteigen

Mit dem Institut für Tabakentwöhnung und Raucherprävention am Vivantes Klinikum Neukölln unterstützt Vivantes Raucher*innen auf ihrem Weg in ein Leben ohne Nikotin. Die therapeutische Leiterin Dr. Karin Vitzthum beantwortet drei Fragen zum Institut. Sie ist Psychologin und Verhaltenstherapeutin.

Was möchten Sie mit dem Vivantes Institut für Tabakentwöhnung und Raucherprävention erreichen?
Dr. Karin Vitzthum:
„Mein Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Gesundheitsförderung in der Hauptstadtregion zu leisten. Menschen dabei zu helfen, mit dem Rauchen aufzuhören und damit schwere – teils tödlich verlaufende – Erkrankungen zu verhindern, treibt mich persönlich an. Unser Institut hat eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Denn die Wahrscheinlichkeit, an Lungenkrebs zu erkranken, ist für Raucher*innen 20- bis 30-mal höher als für Nichtraucher*innen.“
 

vivantes-vitzthum

Viele Menschen haben in der Pandemie mehr Zeit, sich mit ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beschäftigen und ein neues Körperbewusstsein zu entwickeln.

Therapeutische Institutsleiterin am Vivantes Institut für Tabakentwöhnung und RaucherpräventionDr. Karin Vitzthum

Welchen Therapieansatz hat Ihr Institut?
Dr. Karin Vitzthum
: „Der erste Schritt ist eine umfassende Abhängigkeitsdiagnostik. Im zweiten Schritt startet der Entwöhnungskurs in kleinen Gruppen. In diesem Rahmen gelingt es Raucher*innen leichter, den Nikotinentzug durchzustehen und neue Verhaltensstrategien umzusetzen. Mit medizinischen und psychologischen Hilfestellungen gelingt es auch langjährigen Raucher*innen, aus der Sucht auszusteigen und ihre Freiheit und Unabhängigkeit zurückzugewinnen.“

Wie machen Sie auf das Thema Raucherprävention aufmerksam?
Dr. Karin Vitzthum:
„Es ist mir ein wichtiges Anliegen, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Über das Jahr hinweg veranstalten wir zum Beispiel Aktionstage unter dem Motto „Vitamin statt Nikotin“. Wir verbreiten die „Vivantes Rauchfreifibel“, kooperieren mit Institutionen wie der Berliner Krebsgesellschaft und beteiligen uns an Forschungsprojekten. Und wir haben die „Strategie für ein tabakfreies Deutschland 2040“ mitunterzeichnet. In Zeiten eines gestiegenen ökologischen und sozialen Bewusstseins mache ich außerdem immer wieder darauf aufmerksam, dass der Tabakanbau in der Regel große ökologische Schäden verursacht und die Ernte und Verarbeitung unter teils menschenunwürdigen Bedingungen erfolgt.“
 


Lesen Sie mehr zum sozialen Engagament im Vivantes Nachhaltigkeitsbericht 2021
 

Fotos: Header - Janina_PLD – stock.adobe.com; Porträt Dr. Knoll - Vivantes /Wolfgang Popp; Zoom - unsplash.com; Beratung - Gorodenkoff Productions