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Küssen verboten… Was man über Pfeiffersches Drüsenfieber wissen muss

„Morbus Pfeiffer“ auch „Kusskrankheit“ oder „Studierendenfieber“ genannt, ist eine Viruserkrankung, die durch das Herpesvirus (Epstein-Barr) hervorgerufen wird. Meistens verläuft sie harmlos, aber es kann auch zu Komplikationen kommen.

Tatiana Jähn, Oberärztin in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde im Vivantes Klinikum im Friedrichshain berichtet von ihren Erfahrungen aus dem Klinikalltag.

Es heißt, über 90 Prozent der Menschen in Europa haben sich bis zum 30. Lebensjahr schon mal infiziert. Ist die „Kusskrankheit“ sehr ansteckend?

Ja, sie ist leicht übertragbar, nicht nur beim Küssen. Es ist eine Kontakt- oder Schmierinfektion, bei der Erreger über Berührungen, aber auch beim Sprechen, Niesen, oder Husten über Tröpfchen durch die Luft von anderen aufgenommen werden.

Hieße das nicht, dass fast alle von uns unter Herpes leiden müssten?

Das Pfeiffersche Drüsenfieber gehört zwar zur Gruppe der Herpesviren; das bedeutet, wenn man sich einmal infiziert hat, ist man Träger*in. Aber bei vielen gesunden Menschen kommt es nicht zu Krankheitssymptomen und ist nicht sichtbar. Anders sieht es aus, wenn die Immunabwehr geschwächt ist, man einen Infekt im Mund hat oder an HIV erkrankt ist.

Woher weiß man, ob man sich schon einmal angesteckt hat?

Das lässt sich durch eine Blutuntersuchung nachweisen. Schwangere beispielsweise, die noch nie infiziert wurden, sollten sich testen. Sie dürfen nicht mehr mit Patient*innen in Kontakt kommen, weil eine erstmalige Infektion während der Schwangerschaft zu schweren Komplikationen beim Ungeborenen führen könnte.

Wie behandelt man das Pfeiffersche Drüsenfieber zu Hause?

Wenn man Symptome hat, die an eine Mandelentzündung erinnern, ist es wichtig, Belastungen zu vermeiden und viel zu trinken. Aber Vorsicht: Im Unterschied zur Mandelentzündung, die durch Bakterien verursacht wird, nimmt man bei dieser viralen Erkrankung keine Antibiotika. Zu vermeiden ist Paracetamol, weil dies zu Leberfunktionsstörungen führen kann, die mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber assoziiert werden. Bei Kindern ist von Acetylsalicylsäure d.h. dem Medikament Aspirin abzuraten.

Wann kommt es zu schweren Verläufen?

Wenn die Mandeln (Tonsillen) anschwellen, fällt mitunter das Schlucken oder Atmen schwer. Manche Menschen haben selbst wenn sie gesund sind sehr große Mandeln, da kommt es noch leichter zu Beschwerden, mit denen man stationär behandelt werden muss. Oder eine bakterielle Infektion setzt sich oben auf die virale drauf. In anderen Fällen vergrößert sich die Leber oder Milz. Die Organe werden sonographisch kontrolliert, sonst kann es schlimmstenfalls zu einer Ruptur kommen, also einem Riss der Außenhülle, der sogenannten Kapsel der Organe. 

Was raten Sie Patient*innen nach dem Klinikaufenthalt?

Patient*innen – ob zu Hause oder in der Klinik - empfehlen wir, 6-8 Wochen nach der akuten Phase mit Fieber und geschwollenen Lymphknoten keinen Sport zu treiben. Denn es besteht auch das Risiko von Spätfolgen. Studien stellen eine Verbindung her mit Multipler Sklerose, Lymphdrüsen- oder Lymphkotenkrebs, oder Herzmuskelentzündung. Es gibt aber leider noch nicht genügend Erkenntnisse über die genauen Zusammenhänge.

Wie können wir uns vor einer Infektion schützen?

Letztlich gelten die klassischen Hygieneregeln – Lüften, Oberflächen reinigen, nicht aus dem selben Glas trinken… eine Impfung gibt es nicht. Da die Inkubationszeit bis zu drei Wochen lang ist, lässt sich mitunter nicht mehr klären, wie es zur Ansteckung kam.