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Was tun bei gutartiger Prostatavergrößerung

Die Prostata wächst mit zunehmenden Alter bei fast allen Männern. Ist das Prostatagewebe übermäßig vergrößert, kann das Beschwerden auslösen. Welche genau und wie ausgeprägt sie sind, kann sehr unterschiedlich sein. Was bei einer gutartigen Prostatavergrößerung hilft und warum nicht immer gleich operiert werden muss, erklärt PD Dr. med. Jonas Herrmann. Er leitet das Urologische Laserzentrum am Vivantes Auguste-Viktoria- Klinikum.

Herr Dr. Herrmann, welche Beschwerden kann eine übermäßig vergrößerte Prostata auslösen?

Eine vergrößerte Prostata kann ganz unterschiedliche Beschwerden auslösen. Am häufigsten treten ein abgeschwächter Harnstrahl und häufigeres Wasserlassen auf. Typisch ist es auch, dass Patienten nachts häufiger Aufstehen müssen, um die Blase zu entleeren, was Schlaf und Wohlbefinden beeinträchtigen kann. Bei manchen Patienten kommt der Harndrang sehr überfallsartig, sodass man es kaum zur Toilette schafft. Dies ist für die Betroffenen sehr störend und kann alltägliche Aktivitäten einschränken, weil immer eine Toilette in der Nähe sein muss. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann es zu Problemen wie Infektionen, Blasensteinen oder einer Harnverhaltung kommen.  

Kann Mann etwas tun, damit er gar nicht erst Probleme mit seiner Prostata bekommt?

Grundsätzlich hat ein gesunder Lebensstil einen positiven Einfluss auf ganz viele Sachen. Und da ist es tatsächlich auch so, dass Patienten, die nur leichte Beschwerden durch eine Prostatavergrößerung haben, diese lindern können, in dem sie ihren Lebensstil anpassen. Relevant sind Trink- und Essensgewohnheiten und eine Gewichtsreduktion. Sportliche Betätigung hat auch einen positiven Effekt auf das Wasserlassen. Interessanter Weise spielt auch die Psyche eine Rolle beim Wasserlassen. Gerade bei Drang oder häufigem Wasserlassen können Entspannungstechniken, autogenes Training oder Meditation helfen.

Ab wann ist eine gutartige Prostatavergrößerung behandlungsbedürftig?

Wenn man Beschwerden hat, sollte man zum Urologen gehen. Wie stark die Beschwerden sind, hängt dann gar nicht unbedingt damit zusammen, wie stark die Prostata vergrößert ist. Der Urologe kann individuell beraten, was hilft. Oft sind das Medikamente; manchmal ist eine Operation sinnvoll.

Um eine gutartige Prostatavergrößerung zu operieren, können verschiedene Methoden infrage kommen. Eine davon ist die so genannte Holmium-Laser-Enukleation (HoLEP). Wie funktioniert diese Laserbehandlung?

In der Urologie spielen Laser generell eine wichtige Rolle, insbesondere bei endoskopischen Eingriffen unterschiedlicher Art. Bei der so genannten HoLEP gehen wir mit einem Endoskop durch die Harnröhre und gucken in den Bereich, wo die Prostata die Harnröhre umschließt. Dort können wir dann mit dem Laserstrahl die Schicht aussuchen, wo der vergrößerte Anteil der Prostata, das so genannte Adenom, angrenzt an die Hülle der Prostata, die nicht vergrößert ist. In dieser Schicht entfernen wir den vergrößerten Anteil in einem Stück bis zur Blase. Das entfernte Stück wird in die Blase verbracht. Dort wird es mit einem zweiten Instrument, das über das Endoskop eingeführt wird, zerkleinert und abgesaugt.

Was sind die Vorteile dieser Laserbehandlung?

Sie ist sehr schonend und blutungsarm und gleichzeitig sehr gründlich. Ein Effekt des Lasers ist, dass er die Schichten des Gewebes zerteilt. Er hilft mir, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, also den anatomisch richtigen Weg. Außerdem hilft der Laser, Blutungen auf dem Weg hin zur Blase zu stillen. Während ich die OP durchführe habe ich also die gesamte Zeit über einen blutstillenden Effekt. Das ist auch der Grund, warum nach diesem Eingriff eigentlich nie Transfusionen nötig sind, obwohl die Prostata sehr gut durchblutet ist. So verkürzen sich für den Patienten die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus und die Dauer, die er einen Katheter tragen muss. Der Patient ist schneller wieder zu Hause.

Das ist einer der ganz großen Vorteile der HoLEP: Da der vergrößerte Anteil komplett entfernt wird, ist es sehr selten, dass in den Jahren nach der OP etwas nachwächst.

Leiter Urologisches Laserzentrum BerlinPD Dr. med. Jonas Herrmann

Gibt es Langzeiterfahrungen zu dieser Methode?

Interessanter Weise ist die HoLEP gar keine neue Methode. Sie wurde 1997 in Neuseeland erstmals beschrieben und wird seit 1998, also schon seit über 25 Jahren, am Vivantes Auguste Viktoria-Klinikum (AVK) durchgeführt – als erste Klink in Europa. Es gibt also eine besondere Historie und einen enormen Erfahrungsschatz am AVK und zwar nicht nur von uns Operateuren. Die Pflegekräfte im OP, die Narkoseärzt*innen und auch die Pflegekräfte auf den Stationen sind mit der Methode sehr vertraut. Das ist ganz wichtig für die Versorgung rund um die OP und entscheidend für eine hohe Behandlungsqualität. Es gibt außerdem sehr viele Studien zu dieser Technik, bei denen die Patienten über mehrere Jahre nachverfolgt wurden. Die HoLEP ist also ein sehr etabliertes Verfahren.  

Sind die Beschwerden nach der Laser-Enukleation sofort weg?

Der Vorteil dieser Methode ist, dass der Harnstrahl schlagartig sehr gut ist. Man hat aber immer noch eine innere Wunde. Diese Wunde führt oft dazu, dass Patienten einen häufigeren Harndrang haben als normal. Das ist besonders in den ersten Tagen der Operation ausgeprägt, wird dann aber nach und nach besser. Nach 6 bis 8 Wochen ist diese innere Wunde verschlossen und dann ist auch der übermäßig häufige Harndrang komplett weg.

Reicht eine OP oder wächst das Prostatagewebe mit der Zeit wieder nach, so dass gegebenenfalls wiederholt operiert werden muss?

Das ist einer der ganz großen Vorteile der HoLEP: Da der vergrößerte Anteil komplett entfernt wird, ist es sehr selten, dass in den Jahren nach der OP etwas nachwächst. Die Rate einer Re-Operation ist hier sehr gering.

Für wen kommt die Holmium-Laser-Enukleation in Frage?

Die Lasermethode kann man bei kleinen, mittelgroßen und auch sehr großen Prostatadrüsen durchführen. Die Holmium-Laser-Enukleation ist eine Methode, die viele Vorteile miteinander vereint. Deshalb ist sie für viele Patienten eine sehr gute Methode, wenn eine Operation notwendig wird, weil Medikamente und andere konservative, also nicht operative, Therapien nicht mehr ausreichen.


 
Zur Person

PD Dr. med. Jonas Herrmann leitet seit Juni 2024 das Urologische Laserzentrum am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum. Der gebürtige Münchner war zuvor am Universitätsklinikum Mannheim tätig. Die Aus- und Weiterbildung für Laserverfahren in der Urologie sind ihm ein großes Anliegen. Zudem forscht und publiziert er zu Laserverfahren in der Urologie.

 

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