Suchtmedizinische Stationen
Die Station B2 für Suchtmedizin am Klinikum Kaulsdorf ist spezialisiert auf die qualifizierte Entzugsbehandlung von Patient*innen mit Suchterkrankungen.
Wer kann zur Station B2 für Suchtmedizin kommen?
Behandelt werden bei uns alle Menschen ab dem 18. Lebensjahr, die an Substanzgebrauchsstörungen wie Abhängigkeit, Sucht oder Missbrauch von Alkohol, Medikamenten und legalen oder illegalen Drogen leiden und erste Schritte zu einer Veränderung anstreben.
Dazu zählen:
- Menschen, die sich in psychosozialen Krisensituationen (mit oder ohne Rückfall) befinden, Menschen mit Entzugssyndromen bis hin zum Delir (Verwirrtheitssyndrom) im Rahmen eines Abhängigkeitssyndroms
- Menschen mit Begleit- und Folgekrankheiten (leichter bis mittelschwerer Ausprägung) im körperlichen, neurologischen und psychischen Bereich
- Menschen mit Intoxikationen bei bekannter Abhängigkeit
- Menschen, die zur Entwöhnungstherapie angemeldet sind und bei denen vor der Entwöhnungstherapie ein qualifizierter Entzug notwendig ist bzw. bei denen ein Entzugssyndrom vorliegt oder sich nach der Aufnahme entwickelt
- Anschlussbehandlung an intensivmedizinische Betreuung, z. B. nach Delirium tremens oder schwerer Intoxikation
- Vor der Aufnahme zum Entzug von illegalen Drogen sollte bereits Kontakt zum ambulanten Suchthilfesystem (z. B. Beratungsstelle) bestehen. Zudem ist ein Vorgespräch erforderlich.
Behandlungsspektrum
- Alkohol
- Medikamente
- Konsum illegaler Drogen
- Reduzierung eines Substituts
Wie sieht das Leben auf der Station B2 aus?
Sie beziehen ein Ein- bzw. Zweibettzimmern mit Badezimmer. Auf der Station sind Aufenthalts- und Gruppenräume sowie entsprechende Räume für Bewegungs- und Gestaltungstherapie vorhanden.
Für Ruhe und Entspannung sorgt unser Therapiegarten.
Behandlung auf der Station B2 am Klinikum Kaulsdorf
Anmeldung & stationäre Aufnahme
Sofern Sie illegale Substanzen konsumieren bedarf es zur Klärung der Aufnahmeindikation für unsere qualifizierte Entzugsbehandlung ein Vorgespräch:
Telefonische Terminvergabe von montags bis freitags von 7.00 Uhr – 11.00 Uhr.
Aufnahmekoordination
Holger Schentke
Tel.: 030 130 17 3511
Voraussetzungen für eine stationäre Aufnahme
- Motivation zur Behandlung
- ärztliche Einweisung
- Kostenübernahme der Krankenkasse
- telefonische Vereinbarung eines Aufnahmetermins
Was müssen Sie zur stationären Aufnahme mitbringen?
Sofern Sie nicht als Notfall (dann erfolgt die Aufnahme ohne Kostenübernahme) bei uns aufgenommen werden, bringen Sie bitte Folgendes mit:
- Überweisungsschein Ihres behandelnden Arztes oder Ihrer behandelnden Ärztin
- Schriftliche Kostenübernahme Ihrer Krankenkasse für die stationäre Behandlung
- Dinge für den persönlichen Bedarf für ca. 2 Wochen
Therapieziele in der Suchtmedizin
Ziel unserer Behandlung ist die seelische, körperliche und soziale Stabilisierung der Patient*innen im Rahmen unserer stationären und teilstationären qualifizierten Entzugsbehandlung, da süchtiges Verhalten oft eine selbstzerstörerische Eigendynamik entwickelt hat. Übergeordnetes Ziel des qualifizierten Entzuges ist es, den Veränderungsprozess von einem ersten Problembewusstsein über die Entscheidung für einen neuen Weg im Umgang mit dem Suchtmittel bis hin zur Aufrechterhaltung der Abstinenz zu unterstützen.
Unser Stationskonzept umfasst neben der suchtmedizinischen Behandlung und intensivem therapeutischen Angebot die Bezugspflege in einem stationären abstinenten Rahmen. Zur Erreichung der individuellen Behandlungsziele für unsere Patient*innen wenden wir wissenschaftlich anerkannte und in der Wirkung belegte Verfahren an.
Therapieangebote
Medizinische Diagnostik und Behandlung
Basierend auf einer umfassenden klinischen Untersuchung und Erhebung der Vorgeschichte leiten wir in Abstimmung mit der Patientin oder dem Patienten diagnostische Maßnahmen bezüglich der relevanten psychischen und körperlichen Störungen ein. Dabei kooperieren wir in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen des Klinikums Kaulsdorf.
Die medikamentöse Entzugsbehandlung orientiert sich an den aktuellen Leitlinien für Suchtmedizin.
Suchtspezifische Gesprächstherapie
In den suchtspezifischen Gesprächstherapiegruppen geht es um die Auseinandersetzung mit dem Weg in die Abhängigkeit anhand eine biografische Arbeit, Vermittlung psychoedukativer Elemente (Diagnosekriterien einer Abhängigkeitserkrankung), Vor- und Nachteile der Abstinenz und der Durchführung von Rückfallanalysen. Ziel der Gesprächstherapiegruppen ist die Förderung einer Veränderungsmotivation.
ACT- Gruppe
Die Therapieinhalte orientieren sich an der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), bei der achtsamkeits- und akzeptanzbasierte Strategien mit Methoden der individuellen Werteklärung kombiniert werden. Im Rahmen der einmal wöchentlich stattfindenden Gruppengespräche werden die Themen Werte, engagiertes Handeln, Akzeptanz und Achtsamkeit als Kontext bearbeitet, mit dem Ziel die psychische Flexibilität zu fördern und Fertigkeiten zu einem an individuellen Werten orientierten Leben zu vermitteln.
Skillstraining
Als Skill ("Fertigkeit") wird jedes Verhalten bezeichnet, dass in einer schwierigen Situation kurzfristig hilft, z.B. dazu führt, dass innere Anspannung abgebaut werden kann UND langfristig nicht schädlich ist. Im Skillstraining werden verschiedene Skills vermittelt und trainiert, die helfen, Anspannung und Suchtdruck (Craving) zu reduzieren. Mithilfe der Skills werden eigene Strategien entwickelt, um mit Anspannungssituationen umzugehen.
Rückfallprävention
Auch wenn die Abstinenzmotivation vorhanden ist oder eine Entscheidung für einen neuen Weg im Umgang mit Suchtmitteln getroffen wurde, erleben die meisten Betroffenen zwischenzeitig plötzlich aufkommendes oder sich langsam anbahnendes Verlangen nach dem Suchtmittel (Suchtdruck oder engl. Craving). In der Rückfallprävention werden individuelle Strategien erarbeitet um Suchtdruck vorzubeugen und zu realisieren. Ein Notfallplan zur Rückfallverhinderung bzw. auch zur Rückfallunterbrechung wird erstellt.
Einzeltherapiegespräche
Bei Bedarf können in verhaltenstherapeutischen Einzelgesprächen durch bspw. Situations- und Verhaltensanalysen die Auseinandersetzung mit verschiedenen Belastungen unterstützt und Bewältigungsstrategien erarbeitet werden.
Ein weiteres wichtiges Thema in einzeltherapeutischen Gesprächen sind genaue Rückfallanalysen. Ziel ist es, vorausgehende beispielsweise dysfunktionale Denkmuster oder Grundannahmen und andere rückfallbegünstigende Faktoren zu erarbeiten, um diese gegebenenfalls verändern zu können.
Soziale Beratung
Wir bieten Ihnen während Ihrer Behandlung entsprechend unseres Behandlungskonzeptes (Stärkung der Eigenverantwortung) die Unterstützung in Beratungsgesprächen und Gruppensitzungen an, welche Sie in ihrer aktuellen Lebenssituation und im Zusammenhang mit ihrer Abhängigkeitserkrankung benötigen.
Soziale Arbeit verstehen wir als planvolle und nachvollziehbare Gestaltung von Hilfeprozessen, die Ihnen einen Übergang in geeignete Entwöhnungstherapien, ambulante und stationäre Rehabilitationen und Beratungsstellen u.a. ermöglichen können.
Ergotherapie, Kognitives Training, Strukturkompetenztraining
Kreative Potentiale werden in der Therapie gefördert oder wiederentdeckt, sensomotorische Fähigkeiten entwickelt, Konzentration und Aufmerksamkeit gestärkt. In spielerischer und konkurrenzfreier Form werden Denksportaufgaben angeboten. Im thematischen Gestalten werden unterschiedliche Lebensthemen bearbeitet. Im Strukturkompetenztraining werden Tagesressourcen reaktiviert und in den Alltag integriert.
Achtsamkeitstraining, Wahrnehmungsübungen
Die Therapie dient dazu, Zusammenhänge zwischen Körpersprache und innerem Erleben herzustellen, um diese bewusster für sich nutzbar zu machen. Gleichzeitig wird auch ihre Sensibilisierung für die Wahrnehmung und das Verstehen körpersprachlicher Ausdrucksformen erreicht.
Entspannungstherapie
In der Therapie wird die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson praktiziert. Sie dient dem Wahrnehmen und Erspüren des eigenen Körpers sowie dem Erfahren von Entspannungs- und Spannungsphasen.
Sporttherapie mit Outdoor-Gruppe
In der Sporttherapie geht es um die Verbesserung der Kondition, der besseren Muskeldurchblutung und Kräftigung und der Stärkung der Immunabwehr. Sie dient vor allem auch dem Abbau von Stress.
Euthymes Training
Euthymes Training ist Genusstraining. Ziel ist die Förderung von positivem Erleben. Genuss ist mit positiven Emotionen wie Freude, Entspannung und Ausgeglichenheit verknüpft. Im Euthymen Training kann der Unterschied zwischen Genuss und Konsum wahrgenommen und einfache Genussregeln geübt werden.
Außerdem:
- Angebot von individuellen Terminen für Angehörigen- und Paargespräche
- Organisation und Vermittlung in weiterführende Therapieangebote
- Psychoedukation Schlaf